Änderungen an der Dateispeicherung von SharePoint 2010

Veröffentlichung des Originalartikels: 09.07.2011

​Heute können wir zwei verwandte Änderungen an der Datenspeicherung in SharePoint bekanntgeben. Zunächst kann Microsoft durch Ausnutzen der Leistungs- und Zuverlässigkeitsoptimierungen in SP1 sowie durch die Festlegung bestimmter Anforderungen für die Speicherung großer Datenmengen in SharePoint die unterstützten Grenzwerte für die Datenspeicherung in SharePoint erhöhen.

 Außerdem geben wir bekannt, dass der FILESTREAM RBS-Anbieter (Remote BLOB-Speicher) von SQL Server nun für SharePoint unterstützt wird, sodass kostengünstigere mit iSCSI verbundene NAS-Datenträger verwendet werden können. In diesem Beitrag werden die neuen unterstützten Grenzwerte für die Datenspeicherung und Richtlinien für eine Skalierung für diese Grenzwerte behandelt. Ferner wird auf RBS sowie den neuen FILESTREAM RBS-Anbieter eingegangen.

 

Grenzwert für die Datengröße in der SharePoint-Inhaltsdatenbank

Ab SharePoint 2010 SP1 gelten neue unterstützte Grenzwerte für die Datengröße in SharePoint-Inhaltsdatenbanken. Vor SP1 betrug der Grenzwert für die Inhaltsdatenbank 200 GB für zusammenarbeitsbezogene Daten und 1 TB für die Dokumentarchivierung. Für die Größe der Inhaltsdatenbank entscheidend sind sowohl Metadaten als auch BLOBs unabhängig davon, wo sich die BLOBs befinden, und bei Verwenden von RBS werden diese Grenzwerte nicht umgangen oder erhöht.

 

In der neuen Richtschnur zur unterstützten Größe der Inhaltsdatenbank sind bestimmte Anleitungen für SharePoint-Administratoren zur Vorgehensweise beim Anwachsen der Datengröße detailliert beschrieben. Wird diese neue Richtschnur befolgt, kann SharePoint bis zu 4 TB Daten in sämtlichen Nutzungsszenarien unterstützten, und es gilt keine Größenbeschränkung für Dokumentarchivierungsszenarien. Die Details finden Sie im TechNet-Dokument "SharePoint Server 2010-Kapazitätsverwaltung: Softwarebeschränkungen und -grenzen". Es folgen die wesentlichen Änderungen:

 

  1. Für eine SharePoint-Inhaltsdatenbank mit bis zu 200 GBDaten gelten keine besonderen Anforderungen. Dieser Grenzwert wird nur der Vollständigkeit halber aufgeführt.
  2. Bei einer SharePoint-Inhaltsdatenbank mit einer Größe von bis zu 4 TBmüssen die beiden folgenden Anforderungen berücksichtigt werden:
    • Erforderlich ist eine Leistung des Datenträgersubsystems von 0,25 E/A pro Sekunde. Für eine optimale Leistung werden zwei E/A pro Sekunde pro GB empfohlen.
    • Der Kunde muss Vorkehrungen für eine hohe Verfügbarkeit, Notfallwiederherstellung, künftige Kapazitätsanforderungen und Leistungstests treffen.
    • Die zusätzlichen Aspekte im TechNet-Artikel "SharePoint Server 2010-Kapazitätsverwaltung: Softwarebeschränkungen und -grenzen" müssen berücksichtigt werden.
  3. Bei einer SharePoint-Inhaltsdatenbank größer als 4 TBmüssen Sie insbesondere für ein Dokumentarchivierungsszenario zusätzlich Folgendes einplanen:
    • SharePoint-Websites müssen auf den Websitevorlagen Dokumentcenter oder Datenarchivbasieren und in einem Archivierungsszenario betrieben werden, bei dem weniger als 5 % des Inhalts jeden Monat aktiv gelesen und in das weniger als 1 % des Inhalts aktiv geschrieben wird.
    • Verwenden Sie für SharePoint-Objekte in der Inhaltsdatenbank keine Warnungen, Workflows, Linkkorrekturen und Sicherheit auf Elementebene. Hinweis: Inhaltsdatenbanken für die Dokumentarchivierung können als Empfänger von Dokumenten als Ergebnis von Workflows zur Inhaltsweiterleitung dienen.
  4. Derzeit geltende andere besondere Grenzwerte:
    • Für eine SharePoint-Inhaltsdatenbank gilt der neue Grenzwert von 60 Mio. Elementen.
    • Der spezifische Grenzwert von 5 TB pro SQL Server-Instanz wurde aufgehoben. Sie sollten mit einem SQL Server-Experten zusammenarbeiten, um die Datenbankspeicherung zu planen.

Lesen Sie den TechNet-Artikel SharePoint Server 2010-Kapazitätsverwaltung: Softwarebeschränkungen und -grenzen vollständig durch. Unter folgender Adresse haben wir auch eine Skalierbarkeitsanleitung für SharePoint 2010 veröffentlicht: https://go.microsoft.com/fwlink/?LinkId=223599. In naher Zukunft werden wir einen Bericht zu einem umfassenden Test hinsichtlich der Unterstützung dieser neuen Größenbeschränkungen veröffentlichen.

Der Nutzen von RBS (Remote Blob-Speicher) für SharePoint

RBS (Remote Blob-Speicher) ist eine Gruppe standardisierter APIs für das Speichern/Abrufen von BLOBs (Binary Large Objects) außerhalb der SQL Server-Hauptdatenbank, wofür ein dedizierter BLOB-Speicher wünschenswert ist. RBS arbeitet mit einem Anbietermodell zum Herstellen einer Verbindung mit einem beliebigen dedizierten BLOB-Speicher, in dem die RBS-APIs implementiert sind. RBS wurde in SharePoint 2010 eingeführt. Anbieter können in SharePoint installiert werden und dienen zum Speichern von BLOBs. Dokumente in SharePoint-Dokumentbibliotheken sind BLOBs und können dank RBS remote in der SQL Server-Datenbank gespeichert werden. Dies bedeutet gemeinhin, dass die BLOBs auf demselben Computer wie SQL Server gespeichert sind, wenngleich sie sich ggf. auf einem mit dem Netzwerk verbundenen Computer mit SQL Server befinden können.

 

Die beiden Diagramme zeigen gängige SharePoint-Architekturen, die mit RBS arbeiten. In beiden ist der RBS-Clientanbieter zu sehen, der auf dem SharePoint-Web-Front-End installiert ist. Das linke Diagramm zeigt die allgemeine RBS-Implementierung, bei der eine Seite RBS für den Zugriff auf ihren Speicher implementiert hat. Im rechten Diagramm sehen Sie den FILESTREAM RBS-Anbieter von SQL Server, der BLOBs im Windows-Dateisystem speichert.

 

Das Speichern von BLOBs außerhalb der SQL Server-Datenbank kann bestimmte Vorteile haben:

· RBS ermöglicht, dass SharePoint Foundation 2010 bei Ausführung mit SQL Express mehr Daten speichern kann als durch den SQL Express-Grenzwert von 4 GB vorgegeben. In SQL Express 2008 R2 wurde dieser Grenzwert auf 10 GB angehoben.

· Bei einigen Vorgängen kann die Leistung bei durchschnittlichen BLOB-Größen über 1 MB optimiert werden. Dies ergaben Tests mit dem RBS-Anbieter von SQL Server. Referenz: https://msdn.microsoft.com/en-us/library/cc949109(SQL.100).aspx

· Bei differenziellen Sicherungen oder einer abgestuften Speicherung können sich Speicheroptimierungen sowie potenziell Einsparungen bei den Datenträgerkosten ergeben.

· Wir haben die Tests des RBS FILESTREAM-Anbieters von SQL Server abgeschlossen, der das Verwenden von kostengünstigen über iSCSI angeschlossenen NAS-Speichermedien für RBS ermöglicht.

· Weitere mögliche Datenoptimierungen können von unabhängigen Softwareanbietern mithilfe der unterstützten öffentlichen RBS- und SharePoint-APIs entwickelt werden.

Beim Implementieren von RBS müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden:

· Die Sicherungsstrategie muss sorgfältig geplant werden, denn sowohl die Metadaten als auch die BLOBs von Dokumenten müssen exakt zum gleichen Zeitpunkt gesichert werden. Dies bedeutet, dass Sicherungslösungen von Drittanbietern in der Lage sein müssen, sowohl die von SharePoint verwendete SQL Server-Datenbank als die von SharePoint verwendeten BLOBs als einen Satz wiederherzustellen. Dabei darf keine Abweichung auftreten, die dafür sorgen könnte, dass die Datenbank auf BLOBs verweist, die nicht in derselben Sicherung vorhanden sind.

· RBS wird zumeist in Dokumentarchivierungsszenarien verwendet, bei denen Dokumente geschrieben, aber nicht aktualisiert werden. BLOBs werden in RBS, nachdem sie einmal geschrieben wurden, nicht mehr aktualisiert. Stattdessen wird für jede Aktualisierung ein neues BLOB erstellt. BLOBs sind unveränderlich, alte BLOBs werden später in einer Garbage Collection erfasst. Weitere Informationen zur Garbage Collection für RBS finden Sie in diesem Artikel: https://technet.microsoft.com/en-us/library/ff628583.aspx 

· RBS-Anbieter müssen das erste Datenbyte in einer Anforderung binnen 20 ms zurückgeben. Dies gilt für alle Anforderungen zwischen SharePoint und der Speicherebene des RBS-Anbieters.

· Auf die SharePoint-Datenbank darf nur SharePoint einen Lese- bzw. Schreibzugriff haben. RBS-Anbieter haben keinen gesonderten Zugriff auf die Daten. Dies schließt den Direktzugriff auf BLOBs ein. Referenz: https://support.microsoft.com/kb/841057/en-us

· Bei Verwenden von RBS kann die Leistung bei kleineren BLOB-Größen nachlassen, was ebenfalls im zuvor referenzierten Artikel "FILESTREAM-Speicherung in SQL Server 2008" erläutert wird.

· Es gibt zahlreiche RBS-Anbieter auf dem Markt, die von Kunden hinsichtlich ihrer Eignung für ihre Implementierungen geprüft werden sollten.

Weitere Dokumentation von Microsoft zu RBS in SharePoint

 

Links zur TechNet-Dokumentation zu RBS:

· Planen von RBS (SharePoint Server 2010) [https://technet.microsoft.com/en-us/library/ff628583.aspx]

· Übersicht über Remote BLOB-Speicher (SharePoint Server 2010) [https://technet.microsoft.com/en-us/library/ee748649.aspx]

· Verwalten von RBS (SharePoint Server 2010) [https://technet.microsoft.com/en-us/library/ff943565.aspx]

Fragen und Antworten

· F: Warum wurden diese erhöhten Datengrenzwerte nicht bei der Markteinführung von SharePoint 2010 bekanntgegeben?

· A: In den letzten zwölf Monaten haben wir mehr darüber erfahren, wie Kunden Dokumentarchivlösungen für SharePoint implementieren. Durch eine Richtschnur für unterstützte Datengrößen konnten die Grenzen für die Datengröße angehoben werden, sodass beispielsweise für das Dokumentarchivierungsszenario kein oberer Grenzwert mehr gilt.

 

· F: Wie lautet die maximale Datengröße von Dokumentarchiven für SharePoint?

· A: Es gibt keinen eigentlichen Grenzwert für die Datengröße, doch die neuen Richtschnurfaktoren für das Erstellen unterstützbarer Großsysteme müssen befolgt werden. Ist dies nicht der Fall, gilt der niedrigere Grenzwert.

 

· F: Was ist zu tun, wenn wirklich mehr als 4 TB für eine SharePoint-Farm benötigt werden, die kein Dokumentarchiv darstellt?

· A: In diesem Fall benötigen Sie eine Topologie mit horizontaler Skalierung. Dies umfasst mehrere Inhaltsdatenbanken in einer einzelnen Farm, auf die Websites verteilt werden. Laut Richtschnur kann jede Inhaltsdatenbank auf maximal 4 TB anwachsen.

 

· F: Was ist zu tun, wenn fälschlicherweise angenommen wurde, dass der Grenzwert von 200 GB vermieden werden könnte, indem BLOBs in einen Remote BLOB-Speicher verschoben werden, wodurch die Menge der für SharePoint zu speichernden SQL Server-Daten verringert würde?

· A: Empfohlen wird ein Upgrade auf SharePoint 2010 SP1 und das Befolgen der neuen Richtschnur für die mögliche Gesamtgröße. Befragen Sie das Unternehmen, von dem Sie den RBS-Anbieter erworben haben, ob Kompatibilitätstests mit SharePoint 2010 SP1 erfolgt sind. Wenn Sie eine Bereitstellung haben, die nicht den neuen und alten Grenzwerten entspricht, wird das Kontaktieren des Microsoft-Supports und Anfordern einer Überprüfung auf Unterstützbarkeit empfohlen. Dies ist eine kostenpflichtige Überprüfung, nach der der Supporttechniker Ihnen sagen kann, ob Ihre aktuelle Implementierung unterstützt werden kann oder ob eine Reduzierung der Datenmenge pro Inhaltsdatenbank erforderlich ist.

 

· F: Ermöglicht der RBS FILESTREAM-Anbieter von SQL Server, da NAS unterstützt wird, das Speichern von BLOBs in einer Netzwerkfreigabe?

· A: Nein. NAS-Speichermedien müssen über iSCSI angeschlossen sein und auf dem Computer mit SQL Server als lokale Laufwerke angezeigt werden.

 

· F: Werden der Grenzwert für die Größe der Inhaltsdatenbank oder für die Zeit bis zum ersten Byte von 20 ms in der Software erzwungen?

· A: Nein. Dies sind die Grenzwerte, die Microsoft seinen Kunden empfiehlt, um die beste Leistung und einen optimalen Support zu erhalten. Es handelt sich nicht um fixe Grenzwerte, die von SharePoint-Software gemessen werden.

 

· F: War der alte Grenzwert von 200 GB auf der TechNet-Website dokumentiert?

· A: Der Wert ist im Artikel "SharePoint Server 2010-Kapazitätsverwaltung: Softwarebeschränkungen und -grenzen" aufgeführt. Wenngleich RBS und BLOBs zuvor nicht explizit erwähnt waren, wurde der Grenzwert von 200 GB unmissverständlich für eine SharePoint-Inhaltsdatenbank mit Metadaten und BLOBs angegeben. Dieser Artikel wurde den neuen Grenzwerten entsprechend angepasst und behandelt nun RBS expliziter, um künftige Fehlinterpretationen zu vermeiden.

 

· F: Kann ein großes Dokumentarchiv mehrere SharePoint-Websitesammlungen enthalten?

· A: Ja. Unsere Vorgabe lautet jedoch, dass wenn eine Websitesammlung größer als 100 GB ist, sie die einzige Websitesammlung in einer Inhaltsdatenbank sein sollte.

 

· F: Kann ein großes Dokumentarchiv mehrere Dokumentbibliotheken enthalten?

· A: Ja. Mehrere Dokumentbibliotheken mit unterschiedlich festgelegten Berechtigungen sind möglich.

 

· F: Ist SharePoint 2010 SP1 erforderlich, um von diesen neuen Grenzwerten für Inhaltsdatenbanken zu profitieren?

· A: Nein. Diese Grenzwerte gelten für SharePoint 2010 unabhängig davon, ob SP1 eingespielt wurde. Doch aufgrund der Optimierungen in SharePoint 2010 SP1 wird die Installation dieses Service Packs ausdrücklich empfohlen.

 

Es handelt sich hierbei um einen übersetzten Blogbeitrag. Sie finden den Originalartikel unter Data Storage Changes for SharePoint 2010